Wir leben in einer VUCA-Welt, die sich permanent verändert, Ungewissheiten birgt und uns immer mehr zwingt Veränderung als Selbstverständlichkeit zu akzeptieren. Das bedeutet für mich als Freelancerin, dass lebenslanges Lernen zu meinem Jobprofil dazugehört. Es ist wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben und regelmäßig in Weiterbildung zu investieren. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. Aus meiner Sicht gibt es 3 Säulen, die besonders für Freelancer bzw. Selbständige wichtig sind:
Die fachliche Weiterbildung: neueste Trends, Methoden & Tools, Software, Apps, Forschungserkenntnisse etc.) – alles, was zur Dienstleistung, die man selbst anbietet dazugehört und diese verbessert oder erweitert
Praxis-Erfahrung & Perspektivwechsel (für mich hat es sich als sehr lehrreich und wertvoll erwiesen, immer mal wieder die Seiten zu wechseln und als Teilnehmerin bzw. Nutzerin ähnliche Angebote zu erleben, die ich selbst auch anbiete. So lerne ich zum einen von andern Coaches & Trainer:innen und zum anderen schule ich mich in Empathie für die Rolle meiner Kund:innen)
Business Know-How (als Selbstständige arbeite ich mit verschiedenen Dienstleistern, wie z.B. einem Steuerberater zusammen. Viele Dienstleistungen können ausgelagert werden, dennoch ist es wichtig ein gutes Basiswissen über Steuern, Geschäftsmodelle und auch grundlegende rechtliche Rahmenbedingungen zu haben oder auch Basics in Vertrieb oder Kundenkommunikation zu haben, denn nur so ist man auch in der Lage die Qualität der Services, die man in Anspruch nimmt zu bewerten und überhaupt das richtige Angebot für das eigene Business zu finden)
Warum lohnt es sich Zeit & Geld zu investieren?
Als Freelancer ist man auf sein Wissen und seine Fähigkeiten angewiesen, um erfolgreich zu sein. Die Arbeitswelt verändert sich jedoch ständig und es ist wichtig, sich auf dem neuesten Stand zu halten. Eine regelmäßige Weiterbildung hilft dabei, den Wissensschatz und die eigenen Fähigkeiten zu erweitern und zu vertiefen. Das wiederum ermöglicht es, dauerhaft und in einer sich stetig verändernden Business-Welt qualitativ hochwertigere Arbeit zu leisten und neue Kund:innen zu gewinnen.
Darüber hinaus kann Weiterbildung auch dazu beitragen, sich von der Konkurrenz abzuheben. Wenn man sich in einem bestimmten Bereich besonders gut auskennt, kannt man sich als Expert:in positionieren und die Dienstleistungen zu einem höheren Preis anbieten.
Nicht nur das Business, sondern auch deine Gesundheit profitiert davon
In den letzten Jahren haben Neurowissenschaftler und Bildungsforscher viel darüber herausgefunden, wie das Gehirn lernt und wie wir effektiver lernen können, insbesondere im Kontext von lebenslangem Lernen. Hier sind einige der neuesten Erkenntnisse:
Neuroplastizität: Das Gehirn ist viel flexibler und anpassungsfähiger als früher angenommen. Durch lebenslanges Lernen kann das Gehirn neue neuronale Verbindungen bilden und vorhandene Verbindungen stärken oder schwächen.
Kognitive Reserve: Menschen, die im Laufe ihres Lebens kontinuierlich neue Dinge lernen, können eine höhere kognitive Reserve aufbauen, was bedeutet, dass ihr Gehirn besser in der Lage ist, mit altersbedingten Veränderungen und möglichen Krankheiten wie Alzheimer umzugehen.
Kontextabhängiges Lernen: Das Lernen ist effektiver, wenn es im Kontext und in realen Situationen stattfindet, die mit dem Gelernten in Verbindung stehen.
Fehler und Herausforderungen: Das Gehirn lernt am besten, wenn es mit Herausforderungen konfrontiert wird und Fehler macht. Fehler sind Teil des Lernprozesses und können dazu beitragen, neuronale Verbindungen zu stärken.
Wiederholung: Das Wiederholen von gelerntem Wissen ist wichtig, um es im Gedächtnis zu behalten und zu vertiefen. Allerdings sollte das Wiederholen in Abständen stattfinden, da dies effektiver ist als kontinuierliches Wiederholen.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Es gibt viele Möglichkeiten, sich als Freelancer weiterzubilden. Hier sind einige Beispiele:
Kurse und Seminare: Es gibt viele Anbieter von Kursen und Seminaren, die sich speziell an Freelancer richten. Hier kannst du dich zu verschiedenen Themen wie zum Beispiel Marketing, Design oder Buchhaltung weiterbilden.
Summer Schools: Eine besondere Form der Praxiserfahrung sind Summer Schools. Meist sind dies internationale Formate, die etwas mehr Recherche bedürfen und einen etwas aufwendigeren Bewerbungsprozess haben. Aber es lohnt sich.
Online-Kurse: Online-Kurse bieten eine flexible und bequeme Möglichkeit, um sich von überall aus weiterzubilden. Es gibt viele Plattformen wie zum Beispiel Udemy, Coursera oder Domestika, die eine große Auswahl an Kursen anbieten.
Konferenzen und Messen: Auf Konferenzen und Messen kannst du nicht nur neues Wissen und Trends erfahren, sondern auch wertvolle Kontakte knüpfen und dich mit anderen Freelancern austauschen.
Fachbücher oder Ebooks & Fachmagazine: Fachliteratur bieten eine gute Möglichkeit, um sich tiefgehend mit einem Thema auseinanderzusetzen. Eine gute Auswahl bietet z.B. der Haufe Shop, sowohl zum Thema Steuern, als auch Rhetorik, positive Psychologie oder Selbstführung – für jedes Thema findet man etwas passendes.
Und was ist mit Menschen in einem Angestellten-Verhältnis?
Auch in einer Anstellung ist die Prämisse sich regelmäßig weiterzubilden und Know-How aufzubauen, sowie ihre Fähigkeiten auszubauen. Denn wer weiß denn schon welche Aufgaben in Zukunft relevant sind und welche digitalisiert werden können oder im worst case überhupt noch gebraucht werden. Die Verantwortung für die Weiterbildung liegt hier gleichermaßen beim Unternehmen bzw. den Führungskräften, als auch beim Mitarbeitenden selbst. Die Prämisse in dieser Konstellation lautet: Alles, was die Mitarbeitenden voranbringt, bringt auch das Unternehmen voran. Hier ist Offenheit für Veränderung und Ungewissheit besonders wichtig. NIcht jede Weiterbildung muss direkt auf das Fachliche einzahlen, persönliche Weiterentwicklung und fachfremde Fähigkeiten und Skills sollten ebenso gefördert werden. Schließlich weiß niemand was die Zukunft bringt.
Quellen:
Die Erkenntnisse, die ich in meiner vorherigen Antwort erwähnt habe, stammen aus verschiedenen Studien und Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Hirnforschung und Bildungsforschung. Hier sind einige Quellen, die diese Erkenntnisse unterstützen:
Neuroplastizität: Einige Studien, die sich mit der Neuroplastizität im Zusammenhang mit lebenslangem Lernen befassen, sind:
Draganski, B., Gaser, C., Busch, V., Schuierer, G., Bogdahn, U., & May, A. (2004). Changes in grey matter induced by training. Nature, 427(6972), 311-312.
Taubert, M., Draganski, B., Anwander, A., Müller, K., Horstmann, A., Villringer, A., & Ragert, P. (2010). Dynamic properties of human brain structure: learning-related changes in cortical areas and associated fiber connections. Journal of Neuroscience, 30(35), 11670-11677.
Kognitive Reserve: Einige Studien, die sich mit der kognitiven Reserve im Zusammenhang mit lebenslangem Lernen befassen, sind:
Stern, Y. (2009). Cognitive reserve. Neuropsychologia, 47(10), 2015-2028.
Valenzuela, M. J., & Sachdev, P. (2006). Brain reserve and dementia: a systematic review. Psychological Medicine, 36(4), 441-454.
Kontextabhängiges Lernen: Einige Studien, die sich mit dem kontextabhängigen Lernen befassen, sind:
Bransford, J. D., & Johnson, M. K. (1972). Contextual prerequisites for understanding: Some investigations of comprehension and recall. Journal of Verbal Learning and Verbal Behavior, 11(6), 717-726.
Dewey, J. (1938). Experience and Education. Kappa Delta Pi.
Fehler und Herausforderungen: Einige Studien, die sich mit dem Lernen durch Fehler und Herausforderungen befassen, sind:
Ashby, F. G., & Crossley, M. J. (2010). Interactions between declarative and procedural-learning categorization systems. Neurobiology of Learning and Memory, 94(1), 1-12.
Roediger III, H. L., & Butler, A. C. (2011). The critical role of retrieval practice in long-term retention. Trends in Cognitive Sciences, 15(1), 20-27.
Wiederholung: Einige Studien, die sich mit der Wiederholung und ihren Auswirkungen auf das Lernen befassen, sind:
Bahrick, H. P., Bahrick, L. E., Bahrick, A. S., & Bahrick, P. E. (1993). Maintenance of foreign language vocabulary and the spacing effect. Psychological Science, 4(5), 316-321.
Kang, S. H., McDermott, K. B., & Roediger III, H. L. (2007). Test format and corrective feedback modify the effect of testing on long-term retention. European Journal of Cognitive Psychology, 19(4-5), 528-558.
Diese Studien sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der umfangreichen Forschung auf dem Gebiet der Hirnforschung und Bildungsforschung.